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Arbeitsmarktpolitik: Zielwert "nur" bei Arbeitlosenquote erreicht

Welche der für 2024 gesetzten Zielwerte der Südtiroler Arbeitsmarktpolitik wurden 2021 erreicht und welche nicht? Dieser Frage geht die neue Ausgabe der "Arbeitsmarkt News" nach.

Eine Erwerbstätigenquote von mindestens 80 Prozent, ein höherer Anteil erwerbstätiger Frauen (77%), Jugendlicher (42%) und älterer Beschäftigter (70%), eine Arbeitslosenrate von unter sechs Prozent und vor allem eine intensivere Beratung von Arbeitsuchenden und Betrieben für eine passende und nachhaltige Vermittlung von Arbeitskräften: Im 2020 verabschiedeten Strategiedokument "Aktive Arbeitsmarktpolitik 2020-24" sind Landesregierung und Sozialpartner die Verpflichtung eingegangen, sich an diesen Zielmarken zu orientieren. Nunmehr sind die Daten für das Jahr 2021 verfügbar. Sie zeigen, dass lediglich eine dieser Zielmarken, nämlich eine Arbeitslosenquote von unter sechs Prozent, erreicht wurde; bei der Erwerbstätigenquote von Jugendlichen ist die Situation unverändert im Vergleich zu 2020. Bei den restlichen Zielmarken – der allgemeinen Erwerbstätigenquote, der Erwerbstätigkeitsquote der Frauen und jener der Älteren – wurde eine negative Entwicklung beobachtet. Weit vom Zielwert entfernt ist der Betreuungsschlüssel in der Beratung für Arbeitslose und Betriebe.

"Wir haben 2020 bewusst ambitionierte Zielmarken vereinbart, die sich an der Situation unserer nördlichen Nachbarregionen orientieren, also prinzipiell erreichbar sind", erklärt Landesrat Philipp Achammer. "Italienischer Arbeitsmarktchampion zu sein, genügt uns nicht mehr. Die negativen Entwicklungen des Jahres 2021 zeigen allerdings, dass Südtirol in die aktive Arbeitsmarktpolitik investieren muss. Denn das Zeitfenster, die Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt gut zu gestalten, ist jetzt noch vorhanden."

Trotz sinkender Erwerbstätigenquoten weiter gesamtstaatlicher Spitzenreiter

Das jüngste Arbeitsmarkt-News der Arbeitsmarktbeobachtung hält fest, dass sich im Jahr 2021 vier Indikatoren ungünstig entwickelt haben. "Südtirols Arbeitsmarkt ist im Hinblick auf die Entwicklung der Erwerbstätigkeitsquoten in den letzten beiden Jahren auf den Stand von vor circa zehn Jahren zurückgefallen", warnt der Direktor der Landesabteilung Arbeit, Stefan Luther. Und fügt an: "Bei uns arbeiten im Jahresmittel 2021 75,8 Prozent der 20- bis 64-Jährigen, 2019 waren es noch 79,5 Prozent. Um die Zielmarke von 80 Prozent zu erreichen, fehlen immerhin 4,2 Prozentpunkte."

Aufmerksamkeit muss auf die Erwerbstätigkeitsquoten der Frauen und der Jugendlichen gerichtet werden. Bei den Frauen der Altersklassen 20 bis 64 Jahre ist die Erwerbstätigenquote 2021 auf 68,5 Prozent gefallen. Damit liegt sie auf dem Niveau des Jahres 2011. Zum Ziel 2024 von 77 Prozent fehlen 8,5 Prozentpunkte. Das geschlechtsspezifische Beschäftigungsgefälle (die Differenz zwischen der Erwerbstätigenquote der Männer und jener der Frauen) liegt 2021 unverändert bei 14,6 Prozentpunkten; im Jahr 2006 lag sie noch über 20 Prozentpunkten. Bei den Jugendlichen beträgt die Quote der erwerbstätigen 15- bis 24-Jährigen 36,3 Prozent. Für die Zielsetzung von 42 Prozent im Jahr 2024 ist somit ein beträchtlicher Zuwachs von 5,7 Prozentpunkten notwendig. Mit diesen Werten würde sich Südtirol den entsprechenden Erwerbstätigkeitsquoten der österreichischen Bundesländer annähern.

Die statistisch ermittelte Arbeitslosenquote liegt im Jahr 2021 bei 3,8 Prozent, dies entspricht dem Wert von 2020, wobei die Arbeitslosenquote der Frauen bei 4,6 und die der Männer bei 3,2 Prozent liegt. Damit befindet sich Südtirol auf dem Stand des Jahres 2015; in den Jahren 2012 bis 2014 lag die Arbeitslosenquote bei über vier Prozent.

Arbeitsvermittlung und Beratung für Arbeitgebende ausbauen

Auch im Bereich der Arbeitsvermittlung fällt die Bilanz des Jahres 2021 nicht positiv aus. Auf jeden Arbeitsvermittelnden kommen 1440 eingetragene Arbeitslose. Vom Zielwert 250 zu betreuende Arbeitsuchende pro Arbeitsvermittelndem ist Südtirol noch weit entfernt.

Landesrat Achammer ist überzeugt, dass der Südtiroler Arbeitsmarkt wiederum an die positive Entwicklung des vergangenen Jahrzehntes anschließen kann. Aber dafür brauche es innovative Maßnahmen und Investitionen: "Es ist ein Novum für unser Land: Auch auf dem Südtiroler Arbeitsmarkt ist die positive Entwicklung kein Selbstläufer mehr. Unser Land muss die vom Staat zur Verfügung gestellten europäischen Gelder aus der Beschäftigungsfähigkeitsgarantie für Maßnahmen nutzen. Zudem arbeitet mein Ressort mit Hochdruck daran, die Südtiroler Arbeitsmarktvermittlung entscheidend zu stärken. Dies im Sinne der wirtschaftlichen und sozialen Nachhaltigkeit in wahrlich nicht an Herausforderung armen Zeiten."

Weiterführende Informationen befinden sich in der Arbeitsmarkt-News 06/2022.


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LPA/red/jw