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Sexualität im Alter: "Zeit, mit dem Tabu zu brechen"
Liebe und Sexualität im Alter wurden heute unter dem Motto "Ich lebe, daher fühle ich" bei einer Tagung in Bozen thematisiert. Land und Verband der Seniorenwohnheime wollen damit ein Tabu brechen.
Mit einem Tabuthema brechen will eine Sensibilisierungskampagne des Landesamtes für Senioren und Sozialsprengel und des Verbandes der Seniorenwohnheime Südtirols (VdS). Es geht dabei um Sexualität und Liebe im Alter, ein Thema, das große Teile der Gesellschaft betrifft, das aber gesellschaftlich nie bzw. selten thematisiert wird. Heute (16. November) fand zum Auftakt der Kampagne eine Tagung in Bozen statt. "Liebe und Sexualität gehören zum Leben dazu, unabhängig vom Alter und vom Ort, an dem wir leben. Wir müssen eine sensible und ehrliche Diskussion über dieses Thema führen, die von Akzeptanz und Offenheit geprägt sein muss", hielt VdS-Präsidentin Martina Ladurner einleitend fest. Der Auftrag für diese Sensibilisierungskampagne entspringt einem Beschlussantrag, mit dem der Südtiroler Landtag die Landesregierung aufgefordert hat, dem Aspekt der Liebe und Sexualität im Alter im Zusammenhang mit der Umsetzung des Landesgesetzes zum Aktiven Altern ein größeres Augenmerk zu schenken. "Es ist an der Zeit, mit dem Tabu zu brechen, die Voraussetzungen zu schaffen angstfrei und ohne Vorbehalte darüber zu sprechen, von Mensch zu Mensch und mit Fachleuten", unterstrich auch Landesrätin Waltraud Deeg.
"Sexualität ist etwas, das jede und jeder anders spürt. Und weil wir nicht darüber reden, fehlen uns die Worte", umschrieb Moderatorin Jutta Wieser die Herausforderung im Umgang mit dem Tagungsthema. Psychotherapeutin und Sexualpädagogin Cinzia Cappelletti ging in ihrem Vortrag auf Daten zum sexuellen Verlangen im Alter ein, verwies jedoch gleichzeitig auf die damit verbundenen Schwierigkeiten, sich dem Thema anzunähern: "Es gibt nicht die Sexualität im Alter, sondern viele Formen. Es geht darum, dass jede und jeder nach den eigenen Vorlieben und Möglichkeiten handelt – und handeln darf." Für den Priester und Psychologen Gottfried Ugolini sei Sexualität im hohen Maß sinnstiftend. Dies sei lange Zeit in der Kirche nicht akzeptiert worden, doch auch in diesem Rahmen gebe es eine Veränderung: "Wir sollten zu einem gelassenen und entspannten Umgang mit Sexualität, Intimität und Erotik beitragen", unterstrich Ugolini. "Ich lebe, daher fühle ich" lautete der Titel des Referats von Nina de Vries. Die Sexualassistentin aus Deutschland berichtete heute in Bozen über ihre Erfahrungswerte in der Begleitung und Beratung von Menschen, meist mit Behinderung, hin zu einem Ausleben der eigenen Sexualität. "Sexualassistenz ist keine Therapie, sondern eine Erfahrungsmöglichkeit", hielt de Vries in ihrem Input fest und forderte unter anderem dazu auf, dass Pflegeeinrichtungen stärker als bisher an einem Konzept zum Umgang mit Sexualität in ihren Einrichtungen arbeiten müssten. In die lebendige Gesprächsrunde im Anschluss an die Vorträge brachte sich auch das Publikum ein und berichtete von eigenen Erfahrungen im Umgang mit diesem Thema.
Die Tagung ist der Auftakt zu einer weiterführenden Sensibilisierungskampagne. Diese wird im Jänner 2024 mit Kinoabenden in deutscher und italienischer Sprache fortgeführt. Gezeigt wird der österreichische Film "Anfang 80" am 18. Jänner im Filmclub Bozen, am 22. Jänner im Filmclub Brixen, am 25. Jänner im Filmclub Bruneck und am 31. Jänner im Filmclub Schlanders. Am 25. Jänner wird im Filmclub Bozen der Film "Il piacere é tutto mio" in italienischer Sprache gezeigt. Für Februar ist zudem die Veröffentlichung einer Broschüre geplant, die das Thema der Liebe und Sexualität im Alter ebenfalls in den Fokus rückt.
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LPA/ck