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Wildbachverbauung zum Anfassen: Aktionstag der Grundschule Gais
Die Gatzaue bei Gais: Seit 2004 ein Revitalisierungsprojekt der Wildbachverbauung in der Agentur für Bevölkerungsschutz und vergangene Woche Veranstaltungsort einer fächerübergreifenden Schulaktion.
Beim Erlebnis-Schultag vom Freitag (10. Mai) hatten Experten aus unterschiedlichen Bereichen in der Gatzaue bei Gais am Eingang ins Tauferer Ahrntal Stationen aufgebaut und zum Mitmachen eingeladen. Anlass dazu waren das Interesse der Schule und das mittlerweile sechste Baulos zur Revitalisierung der Gatzaue, berichten Kathrin Blaas und Peter Hecher vom Landeswarnzentrum in der Agentur für Bevölkerungsschutz.
In Gruppen konnten 116 Schülerinnen und Schüler der Grundschule Gais wesentliche Aspekte der Revitalisierungsarbeiten be-greifen: So halfen sie mit beim Pflanzen von auwaldtypischen Gehölzen mit der Forststation Sand in Taufers. Das Amt für Jagd und Fischerei war mit wassergefüllten Becken und Wannen vertreten, worin aus der Ahr gefangene Insektenlarven und Fischarten vorgestellt wurden, auch gab es eine kurze Erklärung der Methode der Elektroabfischung. Weitere Tiere, die zumindest einen Teil ihres Lebens im Wasser verbringen und auf Feuchtgebiete angewiesen sind, konnten bei der Amphibien-Station des Vereins Herpeton kennengelernt werden. Aspekte des Artenschutzes und des respektvollen Umgangs mit der Natur standen im Mittelpunkt bei der Station des Vereins Naturtreff Eisvogel.
Hochwasserschutz durch naturnahe Flussläufe
Die Mitarbeiter der Wildbachverbauung in der Agentur für Bevölkerungsschutz erklärten mit einem Lernspiel die Vorteile des modernen Hochwasserschutzes durch Schaffung von naturnahen Flussläufen. Zudem konnten frühere und aktuelle Bilder der Gatzaue mit den Planskizzen verglichen werden. Einen Blick auf die Geschichte der Gatzaue warf Lois Brugger; Bürgermeister Christian Gartner wies auf den Wert einer intakten Gatzaue für die Tier- und Pflanzenwelt und den natürlichen Hochwasserschutz im Tauferer Talboden hin.
Gewässerbetreuungskonzept Untere Ahr
Seit dem Jahr 2004 wird die Gatzaue im Rahmen des Gewässerbetreuungskonzeptes Untere Ahr mit Landesgeldern revitalisiert. Damit verbunden ist auch die Rückgewinnung von natürlichen Hochwasserrückhalteflächen. Bei der Umgestaltung der ehemaligen Schotteranlage stoßen die Arbeiter des Amtes für Wildbach- und Lawinenverbauung Ost immer wieder auf Müll und Bauschutt. Dieser Abfall wird, wie schon bei vorherigen Baulosen, vorschriftsmäßig entsorgt und verzögert dadurch den Zeitplan auf der Baustelle. Im Sinne der Umwelt wird diese Sanierung der Altlasten mit öffentlichen Geldern finanziert, um das Gebiet wieder Schritt für Schritt zum Naturraum mit Auencharakter zu entwickeln.
Entwicklungsplan für Fließgewässer Südtirols
Seit 2011 werden Verbesserungsmaßnahmen an der Fließgewässer-Morphologie anhand eines Entwicklungsplans für die Fließgewässer Südtirols programmiert und umgesetzt, erläutert der Direktor der Agentur für Bevölkerungsschutz Rudolf Pollinger. Einer der zentralen Grundsätze dabei ist, die Fließgewässer als dynamische und zusammenhängende Systeme zu betrachten und auch das Gewässerumland mit einzubeziehen. Oberstes Ziel ist die Aufwertung der Fließgewässer als vielfältige, vernetzte Lebensräume.
Schaffung von natürlichen Hochwasserrückhalteflächen
Die besten Erfolge können dabei mit dem Revitalisierungstyp Aufweitung erzielt werden, bei dem Fließgewässern ausreichend Platz zurückgegeben wird. Damit werden dynamische Umlagerungen wieder zugelassen und natürliche Hochwasserrückhalteflächen geschaffen.
Maßnahmenkatalog für jedes Fließgewässersystem
Für jedes Fließgewässersystem wurde ein Maßnahmenkatalog ausgearbeitet, dessen Vorschläge das Ergebnis von Workshops sind und auf Flussraum-Managementplänen und Studien basieren. Jeder dieser derzeit 536 Maßnahmenvorschläge hat einen Prozess mit Bewertungen und Priorisierungen durchlaufen. Bis heute wurden 115 dieser Maßnahmen umgesetzt; die daraus gezogenen Erfahrungen fließen in Planung und Umsetzung zukünftiger Projekte ein.
Finanziert werden Projektierung und Umsetzung der Maßnahmenvorschläge zum größten Teil mit den Umweltgeldern der Großkraftwerke, Geldern der Landesverwaltung und der Europäischen Union sowie über den Fischereifonds.
Broschüre mit Vorzeigeprojekten
Auf 90 Seiten wird ein Einblick in Vorzeigeprojekte ermöglicht: In der zweisprachigen Broschüre "Revitalisierung der Fließgewässer Südtirols. Hintergründe und Praxisbeispiele" stellen Kathrin Blaas und Peter Hecher eine Auswahl an Fließgewässer-Revitalisierungsprojekten zwischen Reschen und Winnebach, Brenner und Salurn vor, darunter auch die Gatzaue. Zudem wird auf die Bedeutung naturnaher Flusslandschaften hingewiesen und aufgezeigt, wie sich menschliche Eingriffe in das Fließgewässer-Ökosystem auswirken.
Gedruckte Exemplare dieser Broschüre können kostenlos bei der Wildbachverbauung in der Agentur für Bevölkerungsschutz in der Cesare-Battisti-Straße 23 in Bozen abgeholt werden.
Die digitale Version der Broschüre Revitalisierung der Fließgewässer Südtirols. Hintergründe und Praxisbeispiele und der Entwicklungsplan für die Fließgewässer Südtirols stehen online zur Verfügung.
mac