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Japan Landslide Society auf Studienreise in Südtirol - Verschiedenes | 13.09.2019

Die Japan Landslide Society hat im Rahmen einer einwöchigen Studienreise zwei Tage in Südtirol verbracht und zwei Rutschungen im Passeier- und Gadertal besichtigt.

Der Verein Japan Landslide Society war im Rahmen einer einwöchigen Studienreise zwei Tage in Südtirol. Foto: LPA/Agentur für Bevölkerungsschutz

Der Verein Japan Landslide Society hielt sich im Rahmen einer einwöchigen Studienreise zwei Tage lang in Südtirol auf. Zur Gruppe gehörten Universitätsprofessoren, Führungskräfte verschiedener Organisationen und Firmen sowie Forscher, die sich mit Rutschungsproblematiken auseinandersetzen.

Rutschung bei Hahnebaum in Moos in Passeier

Mit Sandro Gius, Direktor des Landesamtes für Wildbach- und Lawinenverbauung Ost der Agentur für Bevölkerungsschutz, und dem Landesgeologen Volkmar Mair besichtigte die Gruppe die Sperrenstaffelung bei Hahnebaum in der Gemeinde Moos in Passeier. Vor der Besichtigung der Baustelle verschaffte Agenturdirektor Rudolf Pollinger den Mitgliedern des japanischen Vereins einen Überblick über das Land Südtirol und die Agentur für Bevölkerungsschutz. Im Anschluss erklärte Volkmar Mair die Geologie des Gebietes mit seiner historischen Rutschung. Bei der Besichtigung dabei war der Mooser Bürgermeisters Gothard Gufler.

In der Vergangenheit war die Passer immer wieder für große Schäden verantwortlich. Besondere Gefahr ging dabei von der tiefgründigen Rutschung bei Hahnebaum aus: Im 15. Jahrhundert bildete sich durch einen Bergsturz ein natürlicher Stausee, der im Laufe der Zeit mehrmals ausbrach und nicht nur enorme Schäden verursachte, sondern auch zahlreiche Menschenleben forderte. Bereits damals wurden Anstrengungen unternommen, diesen Bachabschnitt zu verbauen. Nachdem die aus den 1960er- und 1970er-Jahren stammenden Bauwerke den Belastungen durch die Rutschung nicht standhielten, startete das Amt für Wildbach- und Lawinenverbauung West ein Sonderprojekt zur Verbauung des gesamten Bachabschnittes. Der neu entwickelte Sperrentyp aus zueinander verschiebbaren Elementen hat sich bewährt. Im Zuge von Vermessungen einiger Konsolidierungssperren wurde festgestellt, dass sich die Sperrenflügel durch die Hangrutschung bis zu zehn Zentimeter pro Jahr verschieben. In den vergangenen Jahrzehnten wurden bereits 60 Konsolidierungssperren in der Passer verwirklicht, um die Rutschung in Zaum zu halten. Derzeit wird an vier weiteren Sperren gebaut.

Rutschung Gianeis in Abtei im Gadertal

Die zweite Etappe führte über das Grödner Joch nach Abtei, wo nach der Begrüßung durch Bürgermeister Giacomo Frenademetz Volkmar Mair einen Vortrag über die Geologie und die Rutschung Gianeis hielt. Sandro Gius berichtete über den Einsatz von Seiten seines Amtes am 13. Dezember 2012: Bei Sottrù in Abtei war der orografisch rechte Talhang auf einer Fläche von über 30 Hektar ins Rutschen geraten und drohte, die Gader aufzustauen. Wenige Tage später waren drei Häuser zerstört und weitere in Gefahr. Gleich nach dem Ereignis galt das Hauptaugenmerk des Amtes für Wildbach- und Lawinenverbauung Ost vor allem der Gader: Aus dem Bachbett musste laufend Material entfernt und abtransportiert sowie die Rohrleitung zur Umleitung der Gader verlängert werden. Infolge wurde das von der Rutschung Gianeis betroffene Gelände modelliert, um ein Entwässerungssystem aufzubauen, Quellen zu fassen und damit oberirdisch verlaufendes Wasser direkt in die Gader abzuleiten.

Anschließend besichtigte die Japan Landslide Society die Vajont-Rutschung nach Longarone in der Provinz Belluno, wo sich m 9. Oktober 1963 ein katastrophaler Bergsturz ereignet hatte, bei dem etwa 2000 Menschen ums Leben kamen.

LPA