Landeswarnsystem
Das Landeswarnsystem ist ein wesentlicher Bestandteil des Risikomanagements für Naturgefahren.
Es soll Bürgerinnen und Bürger, Behörden, Betreiber der Grundversorgung und Einsatzkräfte rechtzeitig über ein gefährliches oder schädliches Ereignis informieren,
damit angemessene Selbstschutzmaßnahmen vorbereitet und ergriffen werden können, um Schäden zu begrenzen und Gefahrensituationen zu vermeiden.Sehen Sie sich hier das VIDEO dazu an
In der Provinz Bozen wird das Warnsystem vom Landeswarnzentrum der Agentur für Bevölkerungsschutz geführt. Die Tätigkeit des Landeswarnzentrums gliedert sich in vier Phasen: Vorhersage, Bewertung, Warnung und Überwachung
Vorhersage
Das Landeswarnzentrum sammelt Prognosedaten, betreibt Monitoring und Überwachung meteorologischer Phänomene, um mögliche sich daraus ergebenden Risikoszenarien zu bewerten. Die Wetterprognosen der Meteorologen stellen dabei die Grundlage für die Bewertung dar. Darauf aufbauend und auf Basis der aktuellen Lage bewerten Hydrologen, Geologen, der Lawinenwarndienst und die Forstbehörde mögliche schädliche Auswirkungen und damit das Gefährdungspotenzial durch Naturereignisse.
Dafür sammelt und verwraltet das Landeswarnzentrum eine Vielzahl an Daten und Informationen aus zahlreichen technischen Plattformen und einem dichten Netzwerk an Sensoren, die das Monitoring von Phänomenen in Südtirol ermöglichen. Auf der Grundlage dieser Daten und Modellierungen bewertet das Landeswarnzentrum die Ereignisszenarien und gibt Berichte und Mitteilungen heraus, in denen die Entwicklung der Phänomene und die Warnstufen in Bezug auf die zu erwartenden Auswirkungen aufgezeigt werden.
Bewertung
Um festzustellen, inwieweit ein oder mehrere zu erwartende oder anhaltende Phänomene eine Schadens- oder Gefahrenquelle darstellen, reicht es nicht aus, deren Intensität und Dauer zu bestimmen, sondern es ist notwendig, die räumliche und zeitliche Entwicklung der Auswirkungen der Phänomene, die sogenannten Ereignisszenarien, zu bewerten. Ein Ereignis kann schädliche Auswirkungen auf die Bevölkerung, deren Aktivitäten, Strukturen und Infrastrukturen haben. Die räumliche und zeitliche Entwicklung der schädlichen Auswirkungen eines Ereignisses wird als Risikoszenario bezeichnet.
Anhand eines Schwellenwertsystems werden den Risikoszenarien entsprechende Stufen einem Gefährdungspotenzial zugeordnet. Das Landeswarnsystem gliedert dieses Gefährdungspotenzial in vier Stufen. Gleichzeitig weist man ihnen einen Farbcode zu, der die entsprechende Warnstufe kennzeichnet:
Die Bewertungen der Experten laufen im Landeswarnzentrum zusammen, das täglich den Warnlagebericht herausgibt. Der Warnlagebericht enthält die Bewertung für den aktuellen Tag und die drei folgenden Tage des Gefährdungspotenzials und die daraus sich ergebenden Warnstufen für acht Arten von Naturereignissen: hydrogeologische Ereignisse, starke Gewitter, Hochwasser, Schneefall im Tal, Lawinen, Starkwind, extreme Temperaturen und Waldbrände.
Warnung
Die Warnphase ist jene Phase, in der die Vorhersage der Phänomene und der Bewertung des Gefährdungspotenzials veröffentlicht werden. Aufgrund der Warnstufen des Warnlageberichts entscheiden die Zivilschutzbehörden, ob der Zivilschutzstatus angehoben werden muss. Der Zivilschutzstatus stellt den Aktivierungsgrad des Zivilschutzsystems dar und ist in vier Stufen unterteilt:
Normalzustand (ZERO) | Aufmerksamkeit (ALFA ) | Voralarm (BRAVO) | Alarm (CHARLIE) |
Sollte in einem Gebiet eine Warnstufe Orange oder Rot vorliegen, informiert das Landeswarnzentrum die Gemeinden, die zuständigen Behörden und Einsatzkräfte in dem betroffenen Gebiet. Die Landeszivilschutzbehörde beruft außerdem eine Bewertungskonferenz ein. Diese bespricht und entscheidet über den landesweiten Zivilschutzstatus. Durch eine sogenannte Zivilschutzmeldung wird der in der Provinz einzunehmende Mindest-Zivilschutzstatus bekannt gegeben. Die Zivilschutzbehörden, die Einsatzkräfte und die Betreiber essenzieller Dienste und Infrastrukturen setzen dann, gemäß eigener Notfallpläne, die für den jeweiligen Zivilschutzstatus vorgesehenen Notfallvorsorge- und Notfallmanagementmaßnahmen um.
Überwachung
Während des Status „Aufmerksamkeit“ oder eines Ereignisses beteiligt sich das Landeswarnzentrum an der Lageführung und leistet technisch-wissenschaftliche Unterstützung für Zivilschutzbehörden und andere für das Notfallmanagement zuständige Akteure.
Dafür bedient sich das Landeswarnzentrum der Informationen aus verschiedensten Messnetzen, Ergebnissen aus wissenschaftlichen Prognosemodellen und der interdisziplinären Zusammenarbeit mit Experten. Diese Aufgabe wird zudem durch die Beobachtungstätigkeit unterstützt, welche durch eigens dafür eingesetztes Einsatzpersonal für Aufsicht und direkte Beobachtung vor Ort stattfindet. Ziel dieser Überwachungstätigkeit ist es, kritische Situationen zeitnah zu erkennen und zu melden. Das Landeswarnzentrum bewertet die Lage regelmäßig neu und liefert eine Einschätzung zur Entwicklung möglicher Ereignisszenarien, und die Bewertung des damit verbundenen Gefährdungspotenzials. Die Überwachungstätigkeit wird bis zur Rückkehr zum Status „Normalzustand“ oder bis zum Ende der Ereignisse fortgesetzt.
Fazit
Die Produkte des Landeswarnsystems sind auf der Website des Landeswarnzentrums unter der Adresse warnungen.provinz.bz.it allen Bürgern öffentlich zugänglich. Dort kann der Warnlagebericht eingesehen und für den täglichen Empfang per E-Mail abonniert werden. Wer den Warnlagebericht des Landeswarnzentrums konsultiert und die Bedeutung der Warnstufen kennt, kann sich entsprechend besser verhalten.
Informiert und vorbereitet: Jeder kann aktiv und effektiv dazu beitragen, Unannehmlichkeiten und Gefahren durch Naturereignisse zu reduzieren!